Sowohl für Internetnutzer als auch für Webseitenbetreiber bietet das World Wide Web unzählige Möglichkeiten. Nutzer möchten unterhalten werden, Dienstleistungen in Anspruch nehmen, online shoppen oder einfach nur eine Frage auf ihre Antwort finden. Webseitenbetreiber müssen die Bedürfnisse erkennen und passende Inhalte liefern. Das ist bei der Vielzahl an Webseiten nicht immer ganz einfach. Erst recht dann nicht, wenn man ein sehr nischiges Produkt hat oder mit vielen in Konkurrenz steht. Viele Webseiten konzentrieren sich alleine darauf, gute Rankings zu erzielen und vernachlässigen ihre Zielgruppe, bzw. haben gar keine genaue Zielgruppendefinition. Um die sollte es jedoch hauptsächlich gehen, wenn Inhalte auf der eigenen Webseite veröffentlicht werden. Die eigene Zielgruppe von sich und seinen Inhalten zu überzeugen und gleichzeitig über die Suche zu erreichen, setzt ein Verständnis für die Bedürfnisse der Nutzer voraus: was wollen Nutzer und wie suchen sie das? Dieses Suchverhalten sollte anschließend auf die spezifische Zielgruppe übertragen werden, um eine Strategie daraus abzuleiten. Es reicht nicht aus, eine aus technischer Sicht perfekte und für Google verständliche Webseite zu schaffen – ein wichtiger Kern aller Maßnahmen sollte vor allem die Zufriedenstellung der eigenen Zielgruppe sein. Denn es geht um ihre Bedürfnisse und Wünsche.
Die Suchanfragen, die ein Nutzer stellt, geben Aufschluss über seine Intention und die damit verbundenen Erwartungen an die Suchergebnisse. Damit Suchmaschinen der Suchintention des Nutzers entsprechende Ergebnisse liefern können, werden die Suchanfragen in verschiedene Sucharten kategorisiert. Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Länge und dem Wettbewerb eines Keywords bzw. einer Suchphrase.
Back to Basics
Shorthead Keywords
Bei sogenannten Shorthead Keywords handelt es sich um Keywords, die, wie der Begriff schon vermuten lässt, meist aus nur einem Wort bestehen. Der organische Traffic, der über solche Keywords generiert wird, ist enorm hoch und heiß begehrt. Viele Webseitenbetreiber möchten für diese Keywords gefunden werden, was dafür sorgt, dass sie sehr stark umworben sind.
Beispiel: auto
Shorthead Keywords lassen nicht wirklich erahnen, welcher Suchintention ein Nutzer nachgehen möchte. Ist er auf der Suche nach einem Hilfsartikel (kleiner Hint: wahrscheinlich nicht ;)), sucht er einen Gebrauchtwagenhändler, eine Kaufempfehlung oder möchte er einfach nur einen Wikipedia-Eintrag über Autos lesen. Wenn es nicht gerade um eine Brand geht, ist es hier schwierig, dem Nutzer passende Inhalte zu liefern.
Longtail Keywords
Das Gegenstück der Shorthead Keywords sind die sogenannten Longtail Keywords. Hierbei handelt es sich eher um ganze Suchphrasen, als um (einzelne) Keywords. Meist sind es komplett ausformulierte Fragen, Aussagen oder sehr produktspezifische Bezeichnungen.
Beispiel: wie viel verbraucht ein volvo c70
Das Suchvolumen solcher Suchphrasen ist vergleichsweise sehr gering und sorgt dadurch auch für einen geringeren Wettbewerb. Doch der „lange Rattenschwanz“, den Longtail Keywords durch verschiedene Varianten und Kombinationen mit sich ziehen, kann durchaus viel Suchvolumen aufweisen.
Aber auch lokale Keywordteile gehören zu Longtail Suchphrasen, daher ist es von Vorteil, möglichst einen regionalen Bezug herzustellen.
Midtail Keywords
Wie bereits erwähnt, gibt es zusätzlich zu Shorthead und Longtail Keywords noch die sogenannten Midtail Keywords. Hierbei handelt es sich um einen Mittelweg zwischen sehr generischen und sehr spezifischen Keywords.
Beispiel: volvo c70 erfahrungen

Warum ist Longtail Optimierung notwendig?
Bei der sogenannten Longtail Optimierung handelt es sich um das i-Tüpfelchen der SEO-Strategie.
Longtail SEO ist etwas für Webseitenbetreiber, die technisch und strategisch bereits in den oberen SEO-Ligen mitspielen und nun die letzten 5 % rausholen möchten. Auch für Nischenseiten, die für stark umworbene Keywords ranken möchten, ist es zu empfehlen, Longtail SEO zu betreiben.
Die Tatsache, dass Longtail Keywords wenig bis kein Suchvolumen haben, sollte Webseitenbetreiber nicht davon abhalten, diese Keywords in der eigenen Strategie zu beachten und als wichtig anzuerkennen. Denn „nur“ weil der Google Keyword Planner wenig bis kein Suchvolumen für diese Suchphrasen ausgibt, heißt das im Umkehrschluss nicht direkt, dass niemand diese Fragen hat oder danach sucht. Der Keyword Planner zeigt lediglich durchschnittliche Hochrechnungen.
Einen sehr hilfreichen und ausführlichen Artikel zu diesem Thema hat Rand Fishkin Anfang des Jahres im Moz Blog veröffentlicht.
Viele erkennen nicht die Relevanz dieser Begriffe und sind der Meinung, der Aufwand sei es nicht wert. Doch die Verwendung von Longtail Keywords sollte nicht unterschätzt werden – sie haben es nämlich faustdick hinter den Ohren.
Vor allem aus Webseitenbetreiber-Sicht sind sie sehr aufschlussreich beim Verstehen der Nutzerintention. Je spezifischer ein Nutzer seine Suchanfrage formuliert, umso genauer können Webseitenbetreiber reagieren und passende Inhalte bereitstellen. Das macht Nutzer, die über Longtail Keywords auf eine Seite gelangen, sehr wertvoll und wichtig für das eigene Unternehmen. Sind die Inhalte in der richtigen Phase der Customer Journey des Nutzers auffindbar, lässt sich – früher oder später – ein surfender Nutzer in einen konvertierenden Kunden verwandeln, was sich wiederum positiv auf die Conversion Rate auswirken kann. Es gibt verschiedene Stellen, an denen Nutzer mit Longtail-optimierten Inhalten erreicht werden können.
Longtail SEO am Ende der Customer Journey
Zum einen kann man versuchen, Nutzer zu erreichen, die schon sehr weit in ihrer Kaufentscheidung sind und sich weder inspirieren, noch beraten lassen wollen. Sie wissen genau, was sie möchten und wenn dann auch noch die „richtige“ Seite in den oberen Positionen der SERPs auftaucht, ist die Wahrscheinlichkeit sehr groß, dass sie nicht weitersuchen, sondern direkt konvertieren. Hier können bspw. sehr nischige (eigene) Produkt-Keywords mit wenig bis keinem Suchvolumen von großer Bedeutung sein. Außerdem können Blogartikel erstellt werden, um sehr spezielle Nischenthemen abzudecken.
Longtail SEO am Anfang der Customer Journey
Aber auch Nutzer, die noch in einem früheren Stadium ihres Kaufprozesses sind, können mit Longtail Keywords abgeholt und vom eigenen Unternehmen überzeugt werden. Hier füttert man seine Zielgruppe mit Wissen rund um das eigene Produkt/die eigene Dienstleistung. Dabei können die Themen sehr breit gefächert und auch relativ weit weg vom eigentlichen Produkt sein. Es geht ausschließlich darum, sich als Experte in einem Bereich zu etablieren und dafür zu sorgen, dass Nutzer sich an einen zurückerinnern und es zu einem späteren Zeitpunkt in Betracht ziehen, das eigene Produkt zu kaufen. Diese Art der Longtail Optimierung findet großen Anklang und spiegelt sich in vielen Content Marketing Projekten namhafter Unternehmen, wie z. B. dem Digital Guide von 1&1 wider.
Worauf sollte man achten?
Wer Longtail Optimierung betreibt, sollte Texte erstellen, die der Suchintention der Nutzer entsprechen. Das bedeutet, wenn die Suchfrage einer langen Antwort bedarf, sollte auch ein sehr ausführlicher Text verfasst werden. Dabei ist es wichtig, thematisch relevante Begriffe und Synonyme und zusammengehörende Suchphrasen im Text zu verwenden. Damit stellt man sicher, dass Nutzer mit etwas weniger spezifischen Suchphrasen, ebenfalls auf der eigenen Seite landen. Wenn man bspw. über eine Krankheit schreibt und ausschließlich den lateinischen Begriff verwendet, stehen die Chancen, für diese Krankheit gefunden zu werden, verhältnismäßig schlecht.
Außerdem sollte die Auswahl der Inhalte bzw. der spezifischen Keywords die Spezialisierung des Unternehmens widerspiegeln – Unternehmen möchten sich von ihrer Konkurrenz abheben und das sollten sie auch mit ihrer Long-tail Strategie tun. Man könnte sagen, dass es einfacher ist, gute Rankings mit Longtail Keywords zu erzielen als mit anderen Keyword Arten. Einziger Nachteil ist der hohe Rechercheaufwand. Es ist nicht immer leicht, Longtail Keywords ausfindig zu machen. Hier ist es besonders wichtig, zu wissen, wen die Texte erreichen sollen. Das hilft ungemein dabei, sich in die Lage der Nutzer zu versetzen und herauszuarbeiten, auf welche Begriffe hin optimiert werden sollte. Mittlerweile gibt es auch einige Tools (weiter unten mehr dazu), die dabei helfen können, auf Keywords zu stoßen, die sehr wenig bis kein Suchvolumen aufweisen. An dieser Stelle muss man sich von dem Gedanken verabschieden, Keywords aufgrund ihres Suchvolumens mit in die eigene SEO Strategie einzubauen. Keywords sollten eben nicht nur aufgrund ihres Suchvolumens ausgesucht werden, sondern vielmehr aufgrund ihrer Relevanz und Fähigkeit, Nutzer zum Konvertieren zu animieren.
Aber reiner Textcontent ist nicht alles. Es geht auch um die Aufbereitung der Inhalte. Verschiedene Strukturelemente sollten im Fließtext miteingebaut werden. Auch die Verwendung von (Info)Grafiken, Videos o. ä. ist nicht zu unterschätzen. Nutzer lesen mittlerweile nur ungern reinen Fließtext auf Seiten. Locker aufbereiteter Content kann hier Abhilfe verschaffen.

Wie findet man Longtail Keywords?
Die Auswahl seiner Longtail Keywords sollte kein einfaches Ratespiel sein. Es gibt verschiedene Herangehensweisen und Tools, die helfen können.
Es sollte ein Keyword Set herausgearbeitet werden, welches sehr spezifische Suchphrasen enthält und gleichzeitig eine hohe Relevanz für die eigene Zielgruppe aufweist. Solche Eigenschaften erhöhen den Wert der Keywords für das eigene Unternehmen. Diese Suchphrasen zu identifizieren hat eine hohe Priorität. Allerdings sollte man nicht auf Biegen und Brechen versuchen, viele solcher Keywords zu finden. Es geht vielmehr darum, die wichtigsten aufzuspüren und damit Nutzer für sich zu gewinnen.
Empfohlenes Vorgehen:
- Zielgruppe definieren: Das sollte eigentlich ein No-Brainer sein und noch vor allen möglichen Marketing-Maßnahmen passieren.
- Suchintention der Zielgruppe herausfinden/verstehen: Was und wie sucht meine Zielgruppe?
- Ideen sammeln: Ausformulieren, welche Fragen/Aussagen meine Zielgruppe in den Suchschlitz eintippen könnte. Auch lokales Targeting an dieser Stelle miteinbeziehen.
- Tools verwenden: Weitere Longtail Keywords mithilfe von Tools herausarbeiten, die einem unabhängig vom Suchvolumen Ergebnisse liefern.
- Ads schalten: Eventuell über den Suchanfragenbericht weitere Longtail Keywords ermitteln.
- Relevante Keywords identifizieren: Sich aus dem großen Ideenpool auf die Keywords konzentrieren, die auch tatsächlich relevant sind für die eigene Zielgruppe.
- Konkurrenz überprüfen: Durch eine einfache Google-Abfrage kann abgewogen werden, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, für das ausgewählte/die ausgewählten Longtail Keyword/s zu ranken.
Tools:
Es gilt, Keywords zu finden, die sehr wenig bis kein Suchvolumen haben. Dafür eignet sich der Google Keyword Planner bspw. nur gering bzw. gar nicht. Hier kann jedoch ein anderes Google Tool sehr hilfreich sein: die Google Search Console. Über Suchanfragen > Suchanalyse können die Suchanfragen gefunden werden, über die Nutzer auf die jeweilige Unterseite gelangen. Es handelt sich jedoch ausschließlich um Keywords, für die die Webseite bereits rankt bzw. über die sie Traffic generiert. Somit können keine komplett neuen Themen mit der Search Console recherchiert werden. Außerdem empfiehlt es sich, bei der Recherche die Suchanfragen zu filtern und eigene Brand Keywords auszuschließen. Anschließend kann die Liste der Keywords heruntergeladen und auf relevante Suchphrasen hin überprüft werden.
Auch von Google unabhängige Tools ermöglichen es Webseitenbetreibern, nischige Keywords zu recherchieren. Keywordtool.io ist ein hervorragendes Tool, um Keywords zu finden, für die der Keyword Planner kein Suchvolumen ausgibt. Auch Keyword Suggest Tools wie z. B. HyperSuggest oder Answer The Public helfen vor allem dabei, ganze Suchfragen zu identifizieren.
Abschließendes Fazit
Auch wenn man ein sehr nischiges Produkt hat oder in einem sehr stark umworbenem Markt tätig ist, möchte man gefunden werden. Für eine effektive SEO Strategie ist es deshalb umso wichtiger, die eigenen Keywords zu identifizieren und darauf aufbauend Content Maßnahmen abzuleiten. Und wie bereits erwähnt, können Shorthead Keywords zwar dafür sorgen, viele Leute auf die eigene Seite zu locken und damit die Traffic-Zahlen in die Höhe schießen zu lassen. Da aus dieser Suchintention jedoch nicht ersichtlich ist, was diese Nutzer wollen, ist es für Webseitenbetreiber schwieriger, passende Inhalte bereitzustellen. Es ist also wichtig – egal, ob in einer frühen oder späten Phase der Customer Journey – für die eigene Zielgruppe mit den richtigen Inhalten in der Suche auffindbar zu sein. Je spezifischer und akkurater eine Suchphrase ist, desto relevanter wird diese Phrase für die Zielgruppe, das wiederum lässt die Conversions-Wahrscheinlichkeit steigen. Aber nicht nur zahlengetriebene Zielsetzungen gehören in die eigene Longtail Optimierung. Vielmehr sollte die Bereitstellung toller Inhalte und der dadurch entstandene Mehrwert für Nutzer im Vordergrund stehen.
Checkliste
- Kenne Deine Zielgruppe
- Dein Content sollte für Deine eigene Zielgruppe relevant sein
- Sieh das Suchvolumen eines Keywords nicht als einzig wahre Metrik an
- Berücksichtige/Prüfe die Wahrscheinlichkeit für Deine Longtail Keywords zu ranken
- Vergiss nicht die User Experience und biete Deiner Zielgruppe aufgelockerten Content
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Co-Author: Carina Ginter
Carina Ginter ist Junior SEO Consultant bei Claneo. Sie entwickelt für Claneos Kunden Konzepte zur Schaffung von relevantem Content, der auf die Bedürfnisse der Nutzer eingeht und zugleich auf die Anforderungen der Suchmaschinenoptimierung zugeschnitten ist.
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